· 

Angst

Angst ist ein Gefühl. Angst kann ein sehr starkes Gefühl werden. Sie kann dich vollkommen überwältigen und dazu führen, dass du das Gefühl hast, die Kontrolle zu verlieren (was wir immer denken, wenn wir anders handeln als dem, was unserem Selbstbild entspricht). Angst ist nicht die Handlung selbst. Angst ist nur ein Gefühl und bedeutet nicht mehr als die Anwesenheit eines Gefühls, das wir Angst nennen.

Vibration, Zittern, Herzklopfen, kreisende Gedanken, Schwindel. Der Handlungsimpuls = zu glauben, das Gefühl nicht aushalten zu können, ob bewusst oder unbewusst.

Auszug aus einem Sesshin (Schweige-Retreat): „Hinter dem stillen, unbewegten, nicht agierenden Sein wird die Angst, der Schmerz, die Traurigkeit zu Wut, bricht wie eine große, tosende Welle zusammen, fließt in Tränen über den Strand, ruhig und sanft, und hinterlässt Frieden, Verbundenheit und Liebe, während die Welle sanft zurück ins Meer fließt, aus dem sie gekommen ist.“

Mich begleitet die Angst schon so lange. Verlustangst nennt man sie bei mir. Am Ende ist es wahrscheinlich nur die Angst vorm Sterben selbst, denn was gibt es schon zu verlieren, außer dem Leben in dieser physischen Form? Und dennoch habe ich Angst vor Trennungen, vor Prüfungen, vor Begegnungen, vor Verurteilungen, vor Konflikten. All die Ängste halten mich nicht ab, mein Leben so zu leben, wie ich es möchte, mich all diesen Dingen zu stellen, sonst wäre ich nicht da, wo ich heute bin. Aber die Ängste beeinflussen mein Denken, meine Entscheidungen, mein Handeln und führen zu leidvollen Erfahrungen.

Schaffe ich es, mir Raum und Zeit zu nehmen, mir genau anzuschauen, was an welcher Stelle in mir agiert, so habe ich die Möglichkeit, eine bewusste Entscheidung zu treffen, die anders ausfällt als die angstgesteuerte, dem ersten Handlungsimpuls, welcher oftmals keine gute Handlung mit sich bringt und alles nur noch schlimmer macht. Und trotzdem geht es bei der Angst ums Überleben. Ganz pragmatisch gesehen, ist es unser uralter Mechanismus, den wir heute in diesem Leben gar nicht mehr bräuchten, da nicht hinter jeder Ecke das nächste Raubtier lauert, das uns in Stücke reißen könnte, aber die Gefühle sind dennoch da. Was haben wir nun für eine Wahl, mit diesen Gefühlen umzugehen?

Mein wichtigster Schritt, und dafür habe ich lange gebraucht, ist, mich selbst nicht mehr für meine Gefühle und vor allem die daraus resultierenden Handlungen zu verurteilen, denn das hat in solchen Momenten das Leid in etwas unermesslich Schlimmes verwandelt, was es nicht hätte sein müssen (musste aber sein, damit ich lernen konnte). Schaffe ich es nicht, die Angst ausschließlich zu beobachten und handle in gewisser Weise zerstörerisch (im schlechtesten Fall), schaue ich mir immer selbst dabei zu, ohne eingreifen zu können – wirklich ein beschissener Zustand auf dem Weg des Sich-selbst-Bewusst-Werdens – habe ich inzwischen gelernt, mir genau dann eine Art Zuwendung zu senden, Mitgefühl mit mir selbst zu haben und dieses Mitgefühl auszudehnen und zu akzeptieren, was die Handlung verursacht hat. Das beginnt mit der Beobachtung meiner körperlichen Empfindungen. Es verkürzt das Drama und lässt es unter Umständen nicht vollkommen eskalieren (was das bedeutet, mag jeder für sich selbst beurteilen).

Die beste Praxis, um dem näher zu kommen, ist für mich Zen bzw. Zazen, das Sitzen auf dem Kissen, und auch das Praktizieren von Mitgefühl. Das ist ein starker Weg neben vielen anderen Wegen.

Und was passiert, wenn wir nicht handeln? Wenn wir dieses scheinbar unerträgliche Gefühl vollständig annehmen und uns erlauben, es wirklich bis in die Tiefe zu fühlen? Was passiert dann? Versuche es herauszufinden, so oft du kannst. Und höre auf, dich zu verurteilen, wenn du es nicht schaffst. Beobachte und schenke dir selbst die Liebe, die es braucht, um auch die Angst in Liebe zu hüllen. Dann kann sie sich verändern. Lass es fließen. Transformation findet in der tiefen Annahme dessen statt, was wir vollkommen zulassen. Das bedeutet nicht, dass wir es gut finden müssen, wir akzeptieren es einfach und beobachten es.

Und hier nochmal zur Erinnerung: „Hinter dem stillen, unbewegten, nicht agierenden Sein wird die Angst, der Schmerz, die Traurigkeit zu Wut, bricht wie eine große, tosende Welle zusammen, fließt in Tränen über den Strand, ruhig und sanft, und hinterlässt Frieden, Verbundenheit und Liebe, während die Welle sanft zurück ins Meer fließt, aus dem sie gekommen ist.“

 

Was kann dir helfen:

  1. Bewusstsein schaffen: Erkenne und akzeptiere, dass du Angst empfindest. Das bewusste Wahrnehmen deiner Angst ist der erste Schritt, um sie zu verändern.
  2. Atemtechniken: Praktiziere tiefe Atemübungen. Langsame, tiefe Atemzüge können das Nervensystem beruhigen und helfen, Angstgefühle zu lindern.

  3. Körperliche Aktivität: Regelmäßige Bewegung, wie Spazierengehen, Laufen oder Yoga, kann die Freisetzung von Endorphinen fördern und Angstgefühle reduzieren.

  4. Achtsamkeit und Meditation: Praktiziere Achtsamkeit oder Meditation, um im gegenwärtigen Moment zu bleiben und negative Gedankenspiralen zu durchbrechen.

  5. Konfrontation und Exposition: Stelle dich schrittweise deinen Ängsten. Kleine, kontrollierte Konfrontationen können helfen, die Angst nach und nach zu überwinden.

  6. Soziale Unterstützung: Suche Unterstützung bei Freunden, Familie oder einem Therapeuten. Über deine Ängste zu sprechen, kann entlastend wirken und neue Perspektiven bieten.

  7. Selbstfürsorge: Achte auf ausreichend Schlaf, eine ausgewogene Ernährung und Pausen. Ein gesunder Lebensstil kann die Resilienz gegenüber Angstgefühlen erhöhen.

  8. Schreibtherapie: Schreibe eine Liste deiner negativen bzw. Angstbesetzten Gedanken auf und stelle dir die Frage ob sie wahr sind. Formuliere die Sätze dann so um wie du dich fühlst wenn es dir gut geht.

  9. Professionelle Hilfe: Wenn die Ängste überwältigend sind, zögere nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

 

Schreib mir gerne wenn du mit Ängsten kämpfts oder auf anderen Ebenen etwas in deinem Leben verändern möchtest. Ich berate dich gerne unverbindlich per Mail oder Telefonisch und wir schauen zusammen wie ich dir weiter helfen kann. :-)